Hydrochrome Tensidsysteme zur Kontrolle der Oberflächenbenetzung bei Reinigungs- und Desinfektionsprozessen
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Nosokomiale Infektionen, d.h. Infektionen, die Patientinnen und Patienten im Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme erwerben, aber auch Infektionen von Mitarbeitenden in medizinischen Einrichtungen (u. a. Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen), stellen nicht nur bei großen Ausbruchsgeschehen, sondern auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Zahl bzw. Ausbreitung Antibiotika-resistenter Erreger, eine außerordentliche Herausforderung dar.
Oberflächen einschließlich Fußböden können hierbei als Kontaminationsquelle fungieren. Von diesen Oberflächen können beispielsweise über Hände und Pflegehilfsmittel oder auch durch Staub und Luftverwirbelungen Bakterien und Viren auf Patienten oder infektionsrelevante Flächen und Instrumente übertragen werden.
Eine sachgerechte Flächenreinigung und –desinfektion liefert somit einen wesentlichen Beitrag zur Senkung des Infektionsrisikos. Da Bodenflächen den weitaus größten Anteil aller Oberflächen ausmachen und darüber hinaus deren Kontamination um ein Vielfaches höher ist als die anderer Flächen, kommt der Fußbodenreinigung bzw. -desinfektion dementsprechend eine besondere Bedeutung zu.
Zur desinfizierenden Reinigung von Bodenbelägen werden überwiegend Kombipräparate (Desinfektionsreiniger, enthalten Reinigungs- und Desinfektionswirkstoffe) eingesetzt. Durch Einsatz dieser Produkte ist bei Einhaltung der empfohlenen Anwendungskonzentrationen eine ausreichende Desinfektionswirkung gewährleistet, wenn eine vollständige Benetzung der behandelten Flächen erfolgt.
Auch für eine ausreichende Schmutzentfernung ist eine vollständige Benetzung notwendig, um Verschmutzungen anzulösen oder zu suspendieren. Ein Verfahren zur Kontrolle der Oberflächenbenetzung während des Wischvorgangs kann somit die Prozesssicherheit maßgeblich erhöhen.
Ziel des Forschungsvorhabens waren hydrochrome Tensidsysteme, die eine visuelle Kontrolle der Oberflächenbenetzung bei Reinigungs-/Desinfektionsprozessen ermöglichen.
Auf Basis einer intensiven Literaturrecherche wurden Farbstoffe ausgewählt, die ihr Absorptions-verhalten bei Lösen in Wasser ändern und dadurch von einem durchsichtigen in einen farbigen Zustand übergehen (hydrochrome Farbstoffe).
Derartige Farbstoffe wurden in die polare Kopfgruppe eines geeigneten Tensidsystems (Fettalkoholethoxylat) eingebaut und so hydrochrome Tensidsysteme erhalten. Die hydrochromen Tensidsysteme konnte erfolgreich in Desinfektionsreinigerformulierungen eingebracht werden.
Bei der Unterhaltsreinigung lagern sich die hydrochromen Tensidsysteme zusammen mit den anderen Desinfektionsreiniger-Tensiden sowie den Desinfektionsmittelwirkstoffen an den behandelten Oberflächen an, wo sie bis zum nächsten Reinigungs-/Desinfektionsprozess verbleiben.
Aufgrund der Farbigkeit der hydrochromen Tensidsysteme im gelösten Zustand ist somit eine direkte Unterscheidung von gereinigten/desinfizierten und noch zu reinigenden/desinfizierenden Bereichen möglich.
Da die hydrochromen Tensidsysteme unmittelbar nach dem Trocknungsprozess in den transparenten Zustand übergehen, lässt sich ferner die Einhaltung der Einwirkzeit visuell nachvollziehen. Aufgrund der Transparenz der hydrochromen Tensidsysteme im trockenen Zustand ist eine Beeinträchtigung des optischen Erscheinungsbilds behandelter Oberflächen zwischen zwei Reinigungs- Desinfektionsprozessen sicher ausgeschlossen.
Der Forschungsbericht ist auf Anfrage bei FRT erhältlich.