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Ent­wick­lung sach­ge­rech­ter Schnell­tests für Rei­ni­gungs­dienst­leis­ter zum Nach­weis von Rein­heit und Hy­gie­ne in Reinräumen

IGF 60 EN

 

Rein­räu­me sind ge­schlos­se­ne Sys­tem­räu­me, in denen der Par­ti­kel­ge­halt der Luft ent­spre­chend der je­wei­li­gen Rein­raum­klas­se kon­trol­liert wird. Zum Ein­satz kom­men sol­che Räume bei spe­zi­el­len Fer­ti­gungs­ver­fah­ren, z.B. bei der keim­frei­en Her­stel­lung von Arz­nei- und Le­bens­mit­teln und in Kran­ken­häu­sern. Diese kon­trol­lier­ten Be­rei­che un­ter­lie­gen strik­ten Rein­heits- und Hy­gie­ne­an­for­de­run­gen. Eine kon­ti­nu­ier­li­che und um­fas­sen­de mi­kro­bi­el­le Über­wa­chung der Rein­räu­me ist be­son­ders wich­tig und stellt eine ele­men­ta­re Maß­nah­me des Qua­li­täts­ma­nage­ments dar. Ak­tu­ell wird die Be­ur­tei­lung der An­zahl und des Typs von Mi­kro­or­ga­nis­men auf Ober­flä­chen mit­tels Ab­klatsch- oder Tup­fer­ver­fah­ren vor­ge­nom­men. Einen we­sent­li­chen Nach­teil sol­cher klas­sisch mi­kro­bio­lo­gi­schen Me­tho­den stellt die In­ku­ba­ti­on und Aus­wer­tung der Pro­ben durch ex­ter­ne La­bo­re dar, die i.d.R. min­des­tens zwei Tage dau­ert. Da­durch kön­nen even­tu­ell er­for­der­li­che Kor­rek­tu­ren und An­pas­sun­gen der Rei­ni­gungs- bzw. Des­in­fek­ti­ons­maß­nah­men auf­grund der lan­gen Un­ter­su­chungs­dau­er nur mit gro­ßer zeit­li­cher Ver­zö­ge­rung er­fol­gen.

Ziel des Pro­jek­tes war daher die Ent­wick­lung einer ge­eig­ne­ten Schnell­me­tho­de, die für die Eva­lu­ie­rung der Hy­gie­ne ge­rei­nig­ter und des­in­fi­zier­ter Ober­flä­chen in Rein­räu­men ver­wen­det wer­den kann.

Eine ef­fi­zi­en­te Me­tho­de zur Auf­nah­me von Mi­kro­or­ga­nis­men wurde mit­tels einer Pro­be­nah­me­ma­trix auf Basis eines spe­zi­el­len Rein­raum-ge­eig­ne­ten Tuchs aus Po­ly­es­ter/Cel­lu­lo­se eta­bliert, das mit 0,85 % Na­Cl-Lö­sung be­feuch­tet wurde. Zur Be­pro­bung von pla­na­ren und geo­me­trisch kom­ple­xen Ober­flä­chen wurde ein Pro­be­nah­me-Stift mit elas­ti­scher Spit­ze ent­wi­ckelt, der die Pro­be­nah­me­ma­trix auf­nahm.

Die Elu­ti­on von Mi­kro­or­ga­nis­men aus der Pro­be­nah­me­ma­trix er­folg­te durch „Sto­ma­ching“ (Aus­wal­ken). Für die an­schlie­ßen­de Quan­ti­fi­zie­rung von Mi­kro­or­ga­nis­men wurde eine Ana­ly­sen­me­tho­de auf Basis der Durch­fluss­zy­to­me­trie ent­wi­ckelt. Dafür wurde zu­nächst eine 15 mi­nü­ti­ge „one-step“-Fär­bung mit zwei ge­eig­ne­ten Fluo­res­zenz­farb­stof­fen eta­bliert, die eine Dis­kri­mi­nie­rung von le­ben­den und toten Zel­len er­laub­te. Unter Ver­wen­dung eines Durch­fluss­zy­to­m­e­ters wur­den die fluo­res­zie­ren­den Zel­len an­schlie­ßend de­tek­tiert und quan­ti­fi­ziert.

Das ent­wi­ckel­te Schnell­ver­fah­ren lie­fer­te re­pro­du­zier­ba­re und zu­ver­läs­si­ge Er­geb­nis­se bei der An­wen­dung auf Ober­flä­chen wie Edel­stahl, Glas oder Kunst­stoff. Dar­über hin­aus konn­ten damit Ver­tre­ter un­ter­schied­li­cher Grup­pen von Mi­kro­or­ga­nis­men (z.B. Gram-po­si­ti­ve und Gram-ne­ga­ti­ve Bak­te­ri­en, Hefen) sowie Bak­te­rio­spo­ren quan­ti­fi­ziert wer­den.

In der Pra­xis mög­li­cher­wei­se auf Ober­flä­chen vor­han­de­ne Rück­stän­de wie Blut, Si­li­kon, Woll­fett oder Reste von Des­in­fek­ti­ons­mit­teln zeig­ten in pra­xis­re­le­van­ten Kon­zen­tra­tio­nen kei­nen ne­ga­ti­ven Ein­fluss auf die ent­wi­ckel­ten Me­tho­den. Stö­run­gen durch pra­xis­re­le­van­te Ten­s­id­kon­zen­tra­tio­nen sind aus­zu­schlie­ßen.

Der ge­sam­te Vor­gang, d.h. die Pro­be­nah­me, Elu­ti­on der Mi­kro­or­ga­nis­men, Zell­fär­bung und durch­fluss­zy­to­metri­sche Ana­ly­se er­for­dert nicht mehr als 20 min. Dies er­mög­licht eine un­kom­pli­zier­te, schnel­le und kos­ten­güns­ti­ge Be­wer­tung der Rei­ni­gungs- und Des­in­fek­ti­ons­maß­nah­men in Rein­räu­men und eine ein­fa­che Do­ku­men­ta­ti­on der Er­geb­nis­se. Für mit der Rein­raum­rei­ni­gung be­trau­te Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men sowie für Rein­raum­be­trei­ber stellt das ent­wi­ckel­te Ver­fah­ren ein wert­vol­les Mit­tel zur in­ner­be­trieb­li­chen Ei­gen­kon­trol­le und Qua­li­täts­si­che­rung dar.

Das IGF-Pro­jekt 60 EN der For­schungs­ver­ei­ni­gung Eu­ro­päi­sche For­schungs­ge­mein­schaft Rei­ni­gungs- und Hy­gie­ne­tech­no­lo­gie e.V., Cam­pus Fich­ten­hain 11, 47807 Kre­feld, wurde über die AiF im Rah­men des Pro­gramms zur För­de­rung der in­dus­tri­el­len Ge­mein­schafts­for­schung und -ent­wick­lung (IGF) vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und En­er­gie auf­grund eines Be­schlus­ses des Deut­schen Bun­des­ta­ges ge­för­dert.

 

Der For­schungs­be­richt ist auf An­fra­ge bei der FRT er­hält­lich.

Das IGF-Pro­jekt 60 EN der For­schungs­ver­ei­ni­gun­g Eu­ro­päi­sche For­schungs­ge­mein­schaft Rei­ni­gungs- und Hy­gie­ne­tech­no­lo­gie e.V., Cam­pus Fich­ten­hain 11, 47807 Kre­feld, wurde im Rah­men des Pro­gramms zur För­de­rung der in­dus­tri­el­len Ge­mein­schafts­for­schung und -ent­wick­lung (IGF) vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz auf­grund eines Be­schlus­ses des Deut­schen Bun­des­ta­ges ge­för­dert.