Optimierung von Reinigungs- und Pflegeverfahren hinsichtlich der Trittsicherheit von Bodenbelägen einschließlich der Entwicklung eines geeigneten Musterprüfverfahrens
AiF 11754 N
Eine für das jeweilige Einsatzgebiet eines Bodenbelags ausreichende Trittsicherheit stellt die wesentlichste Forderung an die Funktionsfähigkeit von Bodenbelägen dar, die nicht nur direkt nach der Verlegung im Objekt, sondern über die gesamte Gebrauchsdauer gesichert werden muss. Das setzt voraus, dass während der gesamten Nutzungsdauer des Bodenbelags bei allen Reinigungs-, Pflege- und Reparaturmaßnahmen Bedingungen eingehalten werden müssen, die die Einhaltung dieser Grundforderung garantieren. Hierzu ist neben der Kenntnis der die Trittsicherheit beeinflussenden Faktoren auch die Möglichkeit zur Messung von Kenngrößen, die die Trittsicherheit praxisrelevant beschreiben, notwendig.
Herkömmliche Messverfahren zur Charakterisierung der Trittsicherheitseigenschaften von Bodenbelägen haben eine Vielzahl verschiedener Nachteile. Die mobilen Messgeräte, wie das Floor Slide Control 2000 Print oder das mobile Gleitmessgerät GMG 100 in Verbindung mit dem ÖTI-Gleiter liefern jeweils nur einen Teilaspekt des menschlichen Ganges und zwar das Gleiten der Fußsohle über den Bodenbelag. Zudem ermöglichen beide Geräte nur eine bedingte Reproduzierbarkeit der Messergebnisse, die auch noch gleiter- und bodenbelagsmaterialabhängig ist.
Ziel des vorliegenden Forschungsprojektes war es, Reinigungs- und Pflegeverfahren für Bodenbeläge hinsichtlich der Trittsicherheit zu optimieren und ein geeignetes Musterprüfverfahren zu entwickeln.
Durch Messung der Gleitreibungskoeffizienten mit Hilfe der mobilen Messgeräte FSC 2000 Print und GMG 100 sowie durch Bestimmung der Bodenreaktionskräfte mit einer Kraftmessplattform bei der Begehung der Bodenbeläge mit einem von der FS 2 im Projektverlauf entwickelten Schrittsimulator wurden 16 verschiedene PVC-Beläge, 4 Linoleum-Beläge, 1 Kautschuk-Belag, 1 Polyolefin-Belag sowie 3 verschiedene Sicherheitsfliesen hinsichtlich der Trittsicherheit charakterisiert. Weiterhin wurde exemplarisch an einem PVC-Belag der Einfluss von 7 verschiedenen Reinigungsmitteln und 8 Pflegemitteln untersucht. Hierbei wurden nur für die Linoleumbeläge Werte ermittelt, die für die Trittsicherheit bedenklich sind. Bei den Reinigungs- und Pflegemaßnahmen sollte vor allem auf wachshaltige Produkte verzichtet werden, wenn diese nicht ausdrücklich bestimmte Anforderungen hinsichtlich der Trittsicherheit erfüllen. Polymerdispersionen in Verbindung mit High-Speed-Behandlungen sind herkömmlichen Dispersionen vorzuziehen, wenn hohe Anforderungen an die Rutschhemmung gestellt sind.
Der Einfluss von Verschleiß, Verschmutzungen und Feuchtigkeit konnte ebenfalls geklärt werden: Stäube und grobe partikelförmige Verschmutzungen erzeugen einen Rolleffekt auf der Oberfläche und senken die Gleitreibungskoeffizienten ebenso wie die Anwesenheit von gleitfördernden Flüssigkeiten. Auch Verschleiß führt zu Verringerungen der Trittsicherheit. Jedoch kann man all diesen, die Trittsicherheit negativ beeinflussenden, Faktoren durch geeignete Reinigungs- und Pflegemaßnahmen entgegenwirken.
Durch das neu entwickelte Messverfahren zur Bestimmung der Reibkoeffizienten mit Hilfe einer Kraftmessplattform bei der Begehung der Bodenbeläge mit dem Schrittsimulator ist eine Baumusterprüfung verschiedenster Bodenbeläge unter Ausschluss subjektiver Bewertung möglich. Der Messbereich reicht dabei von 0,04, gemessen beim Ausgleiten auf einer Bananenschale bis hin zu Werten > 1, die für Haftreibung stehen. Diese Werte führen bei den mobilen Messgeräten in der Regel zu Fehlmessungen.
Die mobilen Messgeräte eignen sich zwar nicht für eine vollständige Charakterisierung der Trittsicherheitseigenschaften, aber zur Festlegung von Reinigungsintervallen und zur Überprüfung von trittsicherheitsverbessernden Maßnahmen.
Danksagung
Wir danken der Arbeitsgemeinschaft Industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF) (AiF-Nr. 11754 N) für die finanzielle Förderung der Arbeiten, die aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) erfolgte.